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Vor 200 Jahren wurde der geniale Erfinder und leidenschaftliche Mecklenburger Dr. Ernst Alban in Neubrandenburg geboren.

Pionier oder Don Quichotte?

Von Peter Maubach, Regionalmuseum Neubrandenburg

Dr. Ernst Alban ist heute immer selbst den in Mecklenburg Ansässigen relativ unbekannt, obwohl manches über ihn geschrieben wurde. Schon 1850 hatte sein Freund Wilhelm einen Lebensabriss des ersten Mecklenburger Maschinenbauers in "Dinglers Polytechnischem Journal"  veröffentlicht, und nach seinem Tode 1856 folgte ein umfangreicher Lebensbericht durch den Plauer Pastor Wolff im "Archiv für Landeskunde" als Nachruf.

Alban selbst befürchtete, daß er in Mecklenburgs Geschichte untergehen werde:  "Aber es ist der Fluch, der über Mecklenburgs Industrie waltet, der meinem Andenken droht, wenn ich in einem Lande dahinsterbe, wo man für allen Segen, den man uneigennützig, mit voller Seele, von ganzem Gemüthe darbrachte, am Ende mit den bitteren Vorwürfen von hinnen scheiden muß, daß man Weizen unter die Dornen gesäet, und seine Bestimmung nur schwach erfüllt hat, weil man patriotisch war."

Nach den ersten Würdigungen wurde es 50 Jahre still um Alban. Carl Matschoß "entdeckte" ihn 1901 wieder, als er sich mit Geschichte der Dampfmaschine beschäftigte. 1941, aus Anlaß des 150. Geburtstages Albans erfolgte die Ehrung des Mecklenburgers durch die Siemens-Ring-Stiftung. Hierbei hob Matschoß besonders die Rolle des "deutschen Erfinders und Ingenieurs" gegenüber den Engländern hervor. Später "avancierte" Alban sogar zum "Erfinder der Hochdruckdampfmaschine". 
Worin bestehen nun seine Verdienste?

Alban charakterisierte seine Ausgangsposition : "In einem Lande lebend, wo man Industrie kaum dem Namen nach kennt, wo es den Bewohnern also auch ganz in aller Beurtheilung dessen, was dahin schlägt, und derer, die dahin arbeiten und sich in ihrem Felde bewegen, völlig gebricht, war ich nicht allein allen geistigen und fördernden Potenzen entrückt, und ganz auf mich und meine inneren Kräfte beschränkt, sondern hatte ich auch bei meinem Streben allenthalben mit der öffentlichen Meinung, mit eingefleischten Vorurtheilen zu kämpfen. fiel zum Theil auch als Opfer derer, die mich nicht verstanden, mein Streben und die Maaßregeln, die ich nahm,  ...als eine eitle und elende Projektemacherei zu betrachten für gut fanden. Durch meinen wärmsten Patriotismus an Mecklenburg geknüpft... behielt ich unverrückt das mir gesetzte Ziel vor Augen, in meinem Vaterlande den Haupthebel der Industrie, die erste Maschinenbauanstalt, zu gründen, um so erweckend und belebend auf die sprossenden Keime der erwachenden, und hie und da Zeichen des Lebens gebenden Industrie zu wirken".

Die Gründung dieser ersten Maschinenbauanstalt 1829 in Klein Wehnendorf, die er mit 7 Arbeitern (3 Schlosser, 3 Tischler, 1 Drechsler) begann, konnte schon fünf Jahre später eine für damalige Verhältnisse beachtliche Produktion vorweisen:
103 Kornreinigungsmaschinen, 84 Häckselmaschinen, 37 Roßwerke, 13 Dreschmaschinen, 4 Hochdruckdampfmaschinen, mehrere Werkzeugmaschinen, dazu Ausrüstungen für die Bützower Papierfabrik , die Eisengießerei und die Brauerei in Rostock, um nur
einiges zu nennen.

Dabei erhielt Alban keinerlei Unterstützung. Die Großherzogliche Regierung begründet das: "Ob und wieweit das Unternehmen des
Dr. Alban nützlich und haltbar ist, 
läßt sich zur Zeit überall noch nicht füglich beurtheilen. Maschinen überhaupt sind freilich zur Ersparung von menschlichen und chirurgischen Kräften bei Ausführung großer Werke, ungemein nützlich, ... Ob sie aber bei raschem
Steigen der Bevölkerung zum Glück der Menschheit dienen, ist wohl eine noch keineswegs entschiedene Frage, da der arbeitenden Classe die Gelegenheit zu Brot erwerbender Beschäftigung dadurch sehr entzogen und daher leicht, wie schon das Beispiel mehrerer
Staaten ergiebt, wo Maschinen vorzugsweise befördert werden, Erwerbslosigkeit und Armuth des größten Theil der sich durch Hände Arbeit ernährenden Volksmengen zur Folge hat."

1838 gelang Alban seine bedeutenstste Erfindung – die breitwürfige Sämaschine. Das Grundprinzip dieser Maschine fand noch in der ersten Hälfte des 20.Jh. seine Anwendung.

Der ökonomische Nutzen war beachtlich, da sie einerseits Saatgut einsparte und anderseits zur Ertragssteigerung führte. Zu Albans Lebzeiten wurden in seiner Fabrik ca. 1000 davon gebaut, dazu kamen ca. 2000 in verschiedenen Fabriken (vor allem in Preußen und Sachsen) nachgebaute Maschinen. Man rechnete die Staatguteinsparung auf 25 Scheffel pro Maschine und eine Ertragssteigerung
von ca. 30 bis 40 Prozent. Weiterhin waren die Verbesserungen und Weiterentwicklungen von Landmaschinen durch Alban von beträchtlichem Nutzen für die Entwicklung der Landwirtschaft.

Die ca. 25 Dampfmaschinen, die von Alban konstruiert wurden, beförderten die Produktion in verschiedenen Bereichen. So trieben seine Dampfmaschinen das erste in Mecklenburg gebaute Dampfschiff, die erste Berieselungsanlage zur Bewässerung von Ödland, entwässerten Torfmoore oder brachten die Wollverarbeitung in Tuchfabriken auf einen konkurrenzfähigen Stand. Wenn Malchow Mitte des 19. Jahrhunderts als das "Manchester Mecklenburgs" bezeichnet wurde, war es auch Albans in der Hallwachs'schen und Kachlertschen Tuchfabrik arbeitenden Dampfmaschinen zu verdanken.

Seine Dampfmaschinen wurde verwendet zur Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten in Öl- und Getreidemühlen oder zur Papiererzeugung in Papierfabriken.

Dabei war die Produktion von Maschinen nur die eine Seite des Industrialisierungsprozesses, den Alban anstrebte. Die zweite Seite bestand in der Qualifizierung der Arbeiter. Schon 1831 regte er an, in seiner Fabrik eine Art Lehrlingsausbildung im Maschinenbau zu betreiben, fand aber keine offenen Ohren bei der Regierung. So beschränkte er sich darauf, seine eigenen Arbeiter nach Feierabend
und an Sonntagen in den Grundbegriffen der Mathematik, Mechanik und des Maschinenbaus zu unterrichteten. Erst in Plau gelang es ihm, das System der Sonntagsschulen für Handwerker zu installieren, und in seiner Fabrik absolvierten Studenten des Hamburger Technikums ein einjähriges Praktikum zum Dampfmaschinenbau. 
Die Qualifizierung der eigenen Arbeiter wirkte sich nicht immer nur positiv für Alban aus, da sie zum Teil später eigenen kleine Fabriken errichten (z.B. in Bad Doberan und Greifswald). Von Alban ausgebildete Maschinenbauer wirkten in Magdeburg (C. Lüders) und in Essen (A. Knaudt).

Der Kampf um eine Patentgesetzgebung für Mecklenburg, den Alban sein Leben lang führte, war eine wesentliche Voraussetzung für die Industrialisierung. Es gelang ihm nur, seine Kanonenspitze und seine hydraulische Presse als Patent in Preußen über den Berliner Maschinenbauer Himmel bestätigt zu bekommen. Die Patentanmeldung seines Röhrenkessels wurde abgelehnt, obwohl diese Weiterentwicklung zu den bedeutendsten Leistungen Albans gehörte und diese Konstruktion bis zum Ende des 19. Jh. von fast allen Dampfkesselbauern übernommen wurde. Der Mangel an Schutz des geistigen Eigentums zwang Alban, seine Weiterentwicklungen an Maschinen nicht mehr auf Ausstellungen zu zeigen. Dr. Ernst Alban war immer an Mecklenburg gebunden. Sein Kampf um die
Entwicklung dieses Landes bezog sich jedoch immer nur auf seine praktische Tätigkeit. Seine Haltung in der Revolution von 1848/49 verdeutlicht, daß er politische Veränderungen nicht mittrug. Die Auseinandersetzungen mit dem Plauer Reformverein verdeutlichen das. In seiner Denunziationsschrift gegen den Leiter des Reformvereins, Pastor Dr. Reincke, artikulierte er seinen Standpunkt zur Revolution, die er als "volksverhetzend" charakterisiert. Er erkannte nicht, daß eine neue Verfassung, bürgerliche Reformen und demokratische bürgerliche Verhältnisse ihm neue Möglichkeiten für die Erweiterung und Durchsetzung seines Lebenszieles eröffnet
hätten.

Unter seinem Porträt hatte Alban seine Lebensmaxime handschriftlich verewigt: "Unsere menschliche Bestimmung ist nach meiner Überzeugung, nicht glücklich, ohne Rücksicht auf Andere, ganz selbstisch glücklich zu seyn, sondern sein Glück zu suchen in den Bemühungen und ihren Erfolgen, Andre glücklich zu machen, indem man ihnen so nützlich wie möglich wird."

Dieser Grundsatz begleitete Alban in vielen Handlungen. Es ist erstaunlich, wie zielstrebig, trotz vieler Widrigkeiten Alban seinen Lebensweg verfolgte. Immer wieder bezog sich Alban bei all seinem Tun auf seine Berufung. Er selbst fühlte einen inneren Zwang, das zu vollbringen, was er begonnen hatte, Maschinenbauer zu werden, seinem Vaterlande zu dienen, es in seiner industriellen Entwicklung zu befördern. So wird auch verständlich, daß er Mecklenburg bis auf das Zwischenspiel in England nicht verließ. Mecklenburg bot ihm Unabhängigkeit, seinem Geist freien Lauf zu lassen. Alban wollte Dampfmaschinen bauen, mußte es aber nicht. Einengungen seiner Ideen, die ihm Unternehmertum mit Notwendigkeit auferlegten, da Maschinenbau profitabel sein mußte, konnte und wollte er nicht auf sich nehmen. In einem Lande, in dem die Agrarreform kaum gegriffen hatte, war der Einsatz von Dampfmaschinen jedoch kein Problem mit ökonomischem Effekt, da die industriellen Nutzungsmöglichkeiten dieser Kraftmaschinen fehlten und der Mensch als Arbeitskraft
in der Landwirtschaft allemal billiger war; sie war mehr ein Prestigeobjekt des Besitzers.

Die geistigen und praktischen Leistungen Dr. Ernst Albans legen Zeugnis ab von einer bedeutender Persönlichkeit. Sicher war er bei mancher Erfindung seiner Zeit voraus, aber anderseits lief er der Entwicklung hinterher. Die gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen er lebte, waren Ursache dafür, dass ihn die Zeit überrollte. Die Voraussetzungen, das er entscheidend in den Entwicklungsprozess der Technik und des Maschinenbaus eingreifen konnte, waren in Mecklenburg nicht gegeben, denn es fehlten die Realisierungsmöglichkeiten für seine Ideen. Darin liegt ein Stück Tragik dieser Biographie.

Alban entwickelte Antriebsart der "kreisenden Ruder"

Am 1. Mai 1846 berichtete ein Korrespondent im Freimüthigen Abendblatt: "Das Plauer Dampfschiff belebt unseren Verkehr auf der Müritz bedeutend. Die Verbindung der vier Nachbarstädte wird gewiß in kommerzieller Hinsicht den Wohlstand der Städte befördern, zumal da der Chausseebau von hier nach Stavenhagen noch in diesem Jahre beginnen soll..."

Ernst Alban, seit 1841 Ehrenbürger von Plau und Gründer der dortigen Maschinenfabrik und Eisengießerei, hatte schon in seiner Klein-Wehnendorfer Zeit (1830-1838) daran gearbeitet, die Antriebe für Dampfschiffe weiterzuentwickeln. Die Dampfschiffahrt war zu jener Zeit dabei, den Kinderschuhen zu entwachsen. Nachdem 1807 der von Robert Fulton gebaute Raddampfer "Claremont" mit einer 20-PS-Maschine den Hudson bei New York befuhr, ging die Entwicklung im wahrsten Sinne mit Volldampf voran. 1819 überquerte die "Savannah" als erstes Dampfschiff (noch mit Segeln) den atlantischen Ozean in 26 Tagen. Deutschland hatte 1816 sein erstes Dampfschiff auf der Ober-Weser und England 1828 das erste Dampf-Kriegs-Schiff.

Es ist nicht verwunderlich, daß Alban in Kenntnis dieser raschen Entwicklung und angesichts der weiten Wasserflächen der oberen Eldeseen seinen Plam zum Bau eines speziellen Binnwasser-Passagier-Dampfschiffes wieder aufgriff. Nach seinen Vorgaben baute einer von seinen Schülern ein Modell eines Schiffes für 20 bis 30 Personen. Nach Albans Aufzeichnungen soll ein senator B. (Belitz?) von dem plan so begeistert gewesen sein, daß er auf dem Klüschenberg die ersten Männer der Gesellschaft versammelt habe, um eine Aktiengesellschaft zum Bau und zum Betreiben eines Dampfschiffes auf dem Plauer See zu bilden. Als Grundlage dienten die Statuten der Boizenburger Dampfschiffahrtgesellschaft, dem die von Boizenburg nach Hamburg verkehrende "Friedrich Franz" mit einer 32-PS-Dampfmaschine gehörte. Am 12. Dezember 1844 wurden die Aktionäre von einem interimistischen Direktorium zu einer Hauptversammlung nach Plau gerufen. Bis dahin waren etwa 5000 Reichsthaler durch gezeichnete Aktien (Mindestzeichnung 25 Reichsthaler) zusammengebracht. Zudem lagen zwei Angebote vor: Eines von dem in Sternberg gebürtigen und in Buckau bei Magdeburg wirkenden Maschinenbauer Albrecht Tischbein (1803- 1881) und ein zweites von Ernst Alban aus Plau.

Die Aktionärsversammlung beauftragte den Plauer Maschinenbauer, "den Bau des Schiffes, welches derselbe für 60000 Rthlr. p. C. zu unternehmen sich bereit erklärt hatte, sofort in Angriff zu nehmen". Der im Januar 1845 abgeschlossene Contract sah den Juli des gleichen Jahres als Fertigstellungstermin vor. 

Eine Abendblatt-Korrespodenz vom 1. März 1845 berichtete von einem Tag der offenen Tür in der Albanischen Maschinenfabrik: "Mit großer Theilnahme wurde auch die in ihren einzelnen Theilen fast vollendete Maschine zu dem von reg- und strebsamen Plauern beabsichtigten Dampfschiffe in Augenschein genommen, und das Modell des Schiffes von einigen Kennern... ebenso zierlich als den Verhältnissen angemessen gefunden. Auf unsere zweifelvolle Anfrage nach dem Stande der Actienzeichnung wurde uns von glaubwürdigen Leuten versichert, daß der Betrag schon gedeckt sei. Ob die Berechnungen, die man uns über die Einträglichkeit des Schiffes machte, zutreffen werden, muß die Zeit lehren, wir wünschen es den patriotischen Unternehmern von ganzen Herzen."

Der Kiellegung Ende April 1845 folgte im November des gleichen Jahres, jedoch vier Monate nach dem Vertragstermin, der Stapellauf an der unteren Elde, an deren Ufer die Albanische Maschinenfabrik lag. Der als Passagierdampfer konstruierte, aber auch als Lastkahnschlepper, Floßschlepper und Lastdampfer eingesetzte "Alban" war knapp 21 Meter lang und mit seinem Radkästen über fünf Meter breit. Während Kiel und Spanten aus Holz waren, bestand die Schiffshaut aus Eisenplatten. Der Konstrukteur hatte mehrere Spezifika der oberen mecklenburgischen Gewässer zu berücksichtigen: die vielen Untiefen in den Seen und die niedrigen und schmalen Brückendurchfahrten sowie die viel zu engen und mäanderartig gewundenen Eldeabschnitte. Obwohl Ernst Alban durch die besondere Konstruktion des Schiffsrumpfes den Tiefgang auf weniger als einen Meter halten konnte, gab es im Dürresommer und –herbst 1847 so wenig Wasser, daß ab Ende Juli die Fahrten eingestellt werden mußten.

Das erste in Mecklenburg gebaute Dampfschiff, dessen Wirtschaftlichkeit wohl nur bei optimalen Natur- und Handelsbedingungen erreicht worden wäre, wurde zunehmend zu einem Verlustgeschäft für die Aktionäre. Auch gab es viele Vorbehalte gegen die Dampfmaschine, die infolge von Bedienungsfehlern immer wieder Defekte hatte, wie auch gegen die von Ernst Alban entwickelte Antriebsart der "kreisenden Ruder". In einer Zeit, als die Mehrzahl der Schiffbauer vom Wasserrad zur Schiffsschraube als Antriebsmittel wechselten, ging der Plauer Maschinenbauer einen ohne Zweifel überaus interessanten Weg, der ihn jedoch letztlich in eine wissenschaftliche Sackgasse führte. Anstelle der beiderseits des Rumpfes angebrachten Wasserräder brachten rhythmisch eintauchende Ruder/Paddel das Schiff in Fahrt. Die erzielten Geschwindigkeiten konnten sich sehen lassen und unterboten die Fahrzeiten der auf der Müritz verkehrenden Schnellsegler: Abfahrt Plau - 6.06 Uhr, Ankunft Malchow - 7.18 Uhr, Waren/Müritz - 9.48 Uhr, Röbel - 11.30 Uhr.

Trotzdem verkaufte die Aktiengesellschaft das Dampfschiff für 1800 preuß. Reichsthaler Courant an den Plauer Kaufmann Daries. Dieser ließ es durch eine Zwischensetzung um 15 Fuß verlängern sowie mit einer anderen Albanschen Dampfmaschine ausrüsten. Die kreisenden Ruder behielt er bei. Der Umbau im Jahre 1848, der die Fahreigenschaften des Plauer Dampfschiffes wesentlich verbesserte, wurde auf rund 1000 Reichsthaler veranschlagt.

Kaufmann Daries jedoch verkaufte 1852 das rund vierzig Fahrgästen in den beiden Kajüten Platz bietende Schiff für 2834 Reichsthaler nach Schwerin an Carl Christian Malchin. Nach abenteuerlicher Fahrt auf der kurvenreichen und engen Elde-Stör-Wasserstraße kam der "Alban" am 12. August 1852 an der Schweriner Fähre an und hatte nach einigen Reparaturen bereits am 14. August die Einweihungsfahrt mit Vertretern des Magistrats und anderen Beamten. nachdem es kurzzeitig im Linienverkehr zwischen der Schloßbucht, Kaninchenwerder und Zippendorf eingesetzt war, wurde das glücklose Dampfschiff 1855 versteigert und nach Plau zurückgeführt, wo es repariert und wieder für den Passagierverkehr eingesetzt wurde. Nach 1856, dem Todesjahr von Ernst Alban, verliert sich die Spur des schiffes, das der Konstrukteur selbst als "eine der gewagtesten, aber auch der interessantesten technischen Unternehmungen" seines Lebens bezeichnet hatte.<

Dr. Bernd Schattinger

Womit Alban sich beschäftigte...

Dampfmaschinen (Hochdruck):
als Kraftmaschinen, für Entwässerung und Bewässerung, Schiffsantrieb, Lokomotiven, Dampfwagen

Pumpen, Hydraulische Pressen, Landwirtschaftliche Maschinen:
Roßwerke verschiedener Art, Sämaschinen, Dreschmaschinen, Häckselmaschinen, Drillmaschinen, Buttermaschinen, Reibemaschinen (Kartoffeln, Rüben), Destillierapparate, Schrotmaschinen

Werkzeugmaschinen:
Drehmaschinen, Hobelmaschinen, Blechwalzen, Bohrmaschinen, Blechbiegemaschinen, Drahtstiftmaschinen, Drahtziehbänke, Lochstanzen, Holzbearbeitungsmaschinen (z.B. Maschine zum Spalten von Holzstiften)

Textilmaschinen:
Rauhmaschinen, Walzenwalken, Waschmaschinen, Bürstenmaschinen
Lumpenschneider für Papiermühlen

Dampfkessel, Ventilatoren, Manometer, Laufräder, Flugapparate, Windmühlen, Dampfschiffe, Torfpressen, Torftrockenapparate, Feuerspritzen (sogenannte Kanonenspritzen) und Schafspritzen

Gussprodukte aller Art
(Fenster, Ofentüren, Gitter, Grabkreuze...)

Chronik eines Lebens

1791
Am 7. Februar wurde Ernst Alban als erster Sohn des Pastors Samuel Friedrich August Alban und der Johanna Juliane Alban, geb. Spengler (Tochter des Rektors der Friedländer Gelehrtenschule) in Neubrandenburg geboren.

1804
Eintritt in die Große Stadtschule (Lateinschule) in Neubrandenburg.

1808
Der Tod seiner Schwester bringt Alban zu seinem ersten literarischen Versuch. Eintritt in die Große Stadtschule (Lateinschule) in Neubrandenburg.

1809
Tod der Mutter.

1810
Ostern - Ernst Alban wird an der theologischen Fakultät der Universität Rostock immatrikuliert.

1811
Michaelis - Alban beginnt mit dem Studium der Medizin in Rostock.

1812/13
Fortsetzung des Medizinstudiums in Berlin.

1813
Johannis - Weiterführung des Medizinstudiums in Greifswald.

1814
Doktorexamen "Diss. inaug. Disquisitiones quaedam de ictori ortu, quatenis ab hepatide differt".

1814/15
Vervollkommnung der medizinischen Kenntnisse in Göttingen, besonders auf dem Gebiet der Chirurgie und der Augenheilkunde. Maschine zur Heilung von Oberschenkelhalsbrüchen entwickelt.

1815
Ostern - Eröffnung einer Privatpraxis in Rostock, Erwerb der Lehrbefugnis als Privatdozent an der Uni Rostock. Erste Buchveröffentlichung:"Versuch einer Anleitung zur richtigen Gesundheitspflege der Augen für den Nichtarzt".

1. September - erste Ehe - mit Charlotte Köster (Tochter eines Rostocker Kaufmanns und Weinhändlers), Erste Überlegungen und Modellversuche mit Hochdruckdampfmaschinen.

1819
Tod seiner Frau Charlotte kurz nach Geburt einer Tochter.

1820
Zweite Ehe - Margarete Wendt (Tochter eines Gutsbesitzers).

1821
Weitere Versuche zur Hochdruckdampfmaschine - Konstruktion eines neuen Dampfentwicklers.

1823
Erste Dampfmaschine für die Rostocker Ölmühle des Kaufmanns Karnatz - Die Aufstellung der Maschine wird durch den Magistrat abgelehnt.

1825
14. Mai - Patent auf gewisse Verbesserungen der Dampfmaschine in England.

12. Juni - Abreise nach England zum Bau der Hochdruckdampfmaschine nach seinem Patent.
Nach anfänglichen Erfolgen stellen sich immer mehr Schwierigkeiten ein. Albans Dampfmaschine brachte nicht die erhofften Leistungen, da er keine Zeit zum Experimentieren hatte.
Erste Publikationen in Dinglers Polytechnischem Journal.

1827
Rückkehr nach Mecklenburg - Alban zieht sich nach Stubbendorf bei Tessin zurück und vertieft sich in technische Studien

1828
Kauf des Gutes Klein Wehnendorf 

Von Alban gebaute Dampfmaschinen

Rostock - Oelmühle - ca. 1823, erster Versuch

London - catarinendocks - 8 PS 1825/26

Klein Wehnendorf - Maschinenbauanstalt Alban - 1 PS - 1829

Hohenfelde bei Bad Doberan - Torfmoorentwässerung - 3 PS - 1832

Klein Wehnendorf - Maschinenbauanstalt Alban - 1 PS - 1834

Bützow - Papierfabrik - 14 PS - ca. 1837

Rostock - Eisengießerei - 10 PS - ca. 1838

Güstrow - Eisengießerei und Maschinenbauanstalt - 8 PS - 1839

Plau - Großherzogliche Lohnmaschinenanstalt - 32 PS - 1840

Plau - Maschinenbauanstalt Alban - 6 PS - 1841

Ludwigslust - Getreidemühle - 12 PS - ca. 1843

Malchow - Tuchfabrik Kaehlert - 4 PS - ca. 1844

Malchow - Tuchfabrik Hallwachs - 20 PS - ca 1845

Plau - Dampfer "Alban" - 18 PS - 1845

Rostock - Oelmühle Brockelmann- 10 PS - ca. 1846

Rostock - Oelmühle Schulz - 10 PS - (Hier ist nicht deutlich, ob nur der Besitzer der Mühle gewechselt hat)

Wismar - Sägemühle - 8 PS - ca. 1847

Rostock - Brauerei - 3 PS - ca. 1848

Reval - Papierfabrik - 24 PS - 1850

Malliß - Bergwerk - transportable Dampfmaschine - 5 PS

Alt Schwerin - Gut - Maschine zum Betrieb einer Beregnungsanlage - 1852

Schwerin - Schloß - Wasserhebemaschine - 8 PS - 1853

Bad Doberan - Badeanstalt - für Pumpenanlage der Badebecken. Diese Maschine wurde 1853 konstruiert, ihr Bau ist nicht belegt

Sarepta - Senffabrik - 16 PS - 1854

Ernst Alban hat ca. 25 Hochdruckdampfmaschinen gebaut. Alle sind gegenwärtig nicht nachweisbar.
Die PS- Angaben differieren selbst in Albans eigenen Aufzeichnungen.

Die 32 PS- Maschine von Plau ist als klassischer Maschinentempel noch heute im Deutschen Museum München zu bewundern.

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