Nach den ersten Würdigungen wurde es 50 Jahre still um Alban. Carl Matschoß "entdeckte" ihn 1901 wieder, als er sich mit Geschichte der Dampfmaschine beschäftigte. 1941, aus Anlaß des 150. Geburtstages Albans erfolgte die Ehrung des Mecklenburgers durch die Siemens-Ring-Stiftung. Hierbei hob Matschoß besonders die Rolle des "deutschen Erfinders und Ingenieurs" gegenüber den Engländern hervor. Später "avancierte" Alban sogar zum "Erfinder der Hochdruckdampfmaschine".
Worin bestehen nun seine Verdienste?
Alban charakterisierte seine Ausgangsposition : "In einem Lande lebend, wo man Industrie kaum dem Namen nach kennt, wo es den Bewohnern also auch ganz in aller Beurtheilung dessen, was dahin schlägt, und derer, die dahin arbeiten und sich in ihrem Felde bewegen, völlig gebricht, war ich nicht allein allen geistigen und fördernden Potenzen entrückt, und ganz auf mich und meine inneren Kräfte beschränkt, sondern hatte ich auch bei meinem Streben allenthalben mit der öffentlichen Meinung, mit eingefleischten Vorurtheilen zu kämpfen. fiel zum Theil auch als Opfer derer, die mich nicht verstanden, mein Streben und die Maaßregeln, die ich nahm, ...als eine eitle und elende Projektemacherei zu betrachten für gut fanden. Durch meinen wärmsten Patriotismus an Mecklenburg geknüpft... behielt ich unverrückt das mir gesetzte Ziel vor Augen, in meinem Vaterlande den Haupthebel der Industrie, die erste Maschinenbauanstalt, zu gründen, um so erweckend und belebend auf die sprossenden Keime der erwachenden, und hie und da Zeichen des Lebens gebenden Industrie zu wirken".
Die Gründung dieser ersten Maschinenbauanstalt 1829 in Klein Wehnendorf, die er mit 7 Arbeitern (3 Schlosser, 3 Tischler, 1 Drechsler) begann, konnte schon fünf Jahre später eine für damalige Verhältnisse beachtliche Produktion vorweisen:
103 Kornreinigungsmaschinen, 84 Häckselmaschinen, 37 Roßwerke, 13 Dreschmaschinen, 4 Hochdruckdampfmaschinen, mehrere Werkzeugmaschinen, dazu Ausrüstungen für die Bützower Papierfabrik , die Eisengießerei und die Brauerei in Rostock, um nur
einiges zu nennen.
Dabei erhielt Alban keinerlei Unterstützung. Die Großherzogliche Regierung begründet das: "Ob und wieweit das Unternehmen des
Dr. Alban nützlich und haltbar ist, läßt sich zur Zeit überall noch nicht füglich beurtheilen. Maschinen überhaupt sind freilich zur Ersparung von menschlichen und chirurgischen Kräften bei Ausführung großer Werke, ungemein nützlich, ... Ob sie aber bei raschem
Steigen der Bevölkerung zum Glück der Menschheit dienen, ist wohl eine noch keineswegs entschiedene Frage, da der arbeitenden Classe die Gelegenheit zu Brot erwerbender Beschäftigung dadurch sehr entzogen und daher leicht, wie schon das Beispiel mehrerer
Staaten ergiebt, wo Maschinen vorzugsweise befördert werden, Erwerbslosigkeit und Armuth des größten Theil der sich durch Hände Arbeit ernährenden Volksmengen zur Folge hat."
1838 gelang Alban seine bedeutenstste Erfindung – die breitwürfige Sämaschine. Das Grundprinzip dieser Maschine fand noch in der ersten Hälfte des 20.Jh. seine Anwendung.
Der ökonomische Nutzen war beachtlich, da sie einerseits Saatgut einsparte und anderseits zur Ertragssteigerung führte. Zu Albans Lebzeiten wurden in seiner Fabrik ca. 1000 davon gebaut, dazu kamen ca. 2000 in verschiedenen Fabriken (vor allem in Preußen und Sachsen) nachgebaute Maschinen. Man rechnete die Staatguteinsparung auf 25 Scheffel pro Maschine und eine Ertragssteigerung
von ca. 30 bis 40 Prozent. Weiterhin waren die Verbesserungen und Weiterentwicklungen von Landmaschinen durch Alban von beträchtlichem Nutzen für die Entwicklung der Landwirtschaft.
Die ca. 25 Dampfmaschinen, die von Alban konstruiert wurden, beförderten die Produktion in verschiedenen Bereichen. So trieben seine Dampfmaschinen das erste in Mecklenburg gebaute Dampfschiff, die erste Berieselungsanlage zur Bewässerung von Ödland, entwässerten Torfmoore oder brachten die Wollverarbeitung in Tuchfabriken auf einen konkurrenzfähigen Stand. Wenn Malchow Mitte des 19. Jahrhunderts als das "Manchester Mecklenburgs" bezeichnet wurde, war es auch Albans in der Hallwachs'schen und Kachlertschen Tuchfabrik arbeitenden Dampfmaschinen zu verdanken.
Seine Dampfmaschinen wurde verwendet zur Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten in Öl- und Getreidemühlen oder zur Papiererzeugung in Papierfabriken.
Dabei war die Produktion von Maschinen nur die eine Seite des Industrialisierungsprozesses, den Alban anstrebte. Die zweite Seite bestand in der Qualifizierung der Arbeiter. Schon 1831 regte er an, in seiner Fabrik eine Art Lehrlingsausbildung im Maschinenbau zu betreiben, fand aber keine offenen Ohren bei der Regierung. So beschränkte er sich darauf, seine eigenen Arbeiter nach Feierabend
und an Sonntagen in den Grundbegriffen der Mathematik, Mechanik und des Maschinenbaus zu unterrichteten. Erst in Plau gelang es ihm, das System der Sonntagsschulen für Handwerker zu installieren, und in seiner Fabrik absolvierten Studenten des Hamburger Technikums ein einjähriges Praktikum zum Dampfmaschinenbau.
Die Qualifizierung der eigenen Arbeiter wirkte sich nicht immer nur positiv für Alban aus, da sie zum Teil später eigenen kleine Fabriken errichten (z.B. in Bad Doberan und Greifswald). Von Alban ausgebildete Maschinenbauer wirkten in Magdeburg (C. Lüders) und in Essen (A. Knaudt).
Der Kampf um eine Patentgesetzgebung für Mecklenburg, den Alban sein Leben lang führte, war eine wesentliche Voraussetzung für die Industrialisierung. Es gelang ihm nur, seine Kanonenspitze und seine hydraulische Presse als Patent in Preußen über den Berliner Maschinenbauer Himmel bestätigt zu bekommen. Die Patentanmeldung seines Röhrenkessels wurde abgelehnt, obwohl diese Weiterentwicklung zu den bedeutendsten Leistungen Albans gehörte und diese Konstruktion bis zum Ende des 19. Jh. von fast allen Dampfkesselbauern übernommen wurde. Der Mangel an Schutz des geistigen Eigentums zwang Alban, seine Weiterentwicklungen an Maschinen nicht mehr auf Ausstellungen zu zeigen. Dr. Ernst Alban war immer an Mecklenburg gebunden. Sein Kampf um die
Entwicklung dieses Landes bezog sich jedoch immer nur auf seine praktische Tätigkeit. Seine Haltung in der Revolution von 1848/49 verdeutlicht, daß er politische Veränderungen nicht mittrug. Die Auseinandersetzungen mit dem Plauer Reformverein verdeutlichen das. In seiner Denunziationsschrift gegen den Leiter des Reformvereins, Pastor Dr. Reincke, artikulierte er seinen Standpunkt zur Revolution, die er als "volksverhetzend" charakterisiert. Er erkannte nicht, daß eine neue Verfassung, bürgerliche Reformen und demokratische bürgerliche Verhältnisse ihm neue Möglichkeiten für die Erweiterung und Durchsetzung seines Lebenszieles eröffnet
hätten.
Unter seinem Porträt hatte Alban seine Lebensmaxime handschriftlich verewigt: "Unsere menschliche Bestimmung ist nach meiner Überzeugung, nicht glücklich, ohne Rücksicht auf Andere, ganz selbstisch glücklich zu seyn, sondern sein Glück zu suchen in den Bemühungen und ihren Erfolgen, Andre glücklich zu machen, indem man ihnen so nützlich wie möglich wird."
Dieser Grundsatz begleitete Alban in vielen Handlungen. Es ist erstaunlich, wie zielstrebig, trotz vieler Widrigkeiten Alban seinen Lebensweg verfolgte. Immer wieder bezog sich Alban bei all seinem Tun auf seine Berufung. Er selbst fühlte einen inneren Zwang, das zu vollbringen, was er begonnen hatte, Maschinenbauer zu werden, seinem Vaterlande zu dienen, es in seiner industriellen Entwicklung zu befördern. So wird auch verständlich, daß er Mecklenburg bis auf das Zwischenspiel in England nicht verließ. Mecklenburg bot ihm Unabhängigkeit, seinem Geist freien Lauf zu lassen. Alban wollte Dampfmaschinen bauen, mußte es aber nicht. Einengungen seiner Ideen, die ihm Unternehmertum mit Notwendigkeit auferlegten, da Maschinenbau profitabel sein mußte, konnte und wollte er nicht auf sich nehmen. In einem Lande, in dem die Agrarreform kaum gegriffen hatte, war der Einsatz von Dampfmaschinen jedoch kein Problem mit ökonomischem Effekt, da die industriellen Nutzungsmöglichkeiten dieser Kraftmaschinen fehlten und der Mensch als Arbeitskraft
in der Landwirtschaft allemal billiger war; sie war mehr ein Prestigeobjekt des Besitzers.
Die geistigen und praktischen Leistungen Dr. Ernst Albans legen Zeugnis ab von einer bedeutender Persönlichkeit. Sicher war er bei mancher Erfindung seiner Zeit voraus, aber anderseits lief er der Entwicklung hinterher. Die gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen er lebte, waren Ursache dafür, dass ihn die Zeit überrollte. Die Voraussetzungen, das er entscheidend in den Entwicklungsprozess der Technik und des Maschinenbaus eingreifen konnte, waren in Mecklenburg nicht gegeben, denn es fehlten die Realisierungsmöglichkeiten für seine Ideen. Darin liegt ein Stück Tragik dieser Biographie.